Nachhaltiger Ernährung: 4 Mythen im Check

Nachhaltiger Ernährung: 4 Mythen im Check

„Eine nachhaltige Ernährung ist doch einfach nur teuer! Und Veganer:in möchte ich auch nicht werden!“ – was meinst Du? Stimmen diese Aussagen? Ist eine nachhaltige Ernährung wirklich so viel teurer? Und ist nur eine vegane Ernährung nachhaltig? Ich habe 4 Mythen rund um das Thema nachhaltige Ernährung für Dich genauer unter die Lupe genommen. Außerdem gebe ich Dir viele Tipps für einen nachhaltigeren Einkauf an die Hand.

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Mythos 1: Eine nachhaltige Ernährung ist teuer

Ist eine nachhaltige Ernährung tatsächlich ein Luxus, den sich viele nicht leisten können? Zum Teil, würde ich sagen. Natürlich gibt es hierzulande Menschen, die am Existenzminimum leben und sehr darauf achten müssen, welche Lebensmittel sie kaufen. Das gilt besonders jetzt, wo Coronakrise und der Krieg in der Ukraine die Preise für Lebensmittel in die Höhe schnellen lassen. Genauso viele Menschen gibt es aber, die die finanzielle Freiheit haben, sehr wohl bewusste Entscheidungen bei der Lebensmittelauswahl treffen zu können. Daher bin ich auch der Meinung, dass eine nachhaltigere Ernährung (bis auf wenige Ausnahmen) weniger eine Frage des Portemonnaies ist, sondern viel mehr der eigenen Denkweise und wie wir unsere Prioritäten setzen.

Schluss mit Schwarz-weiß-Denken

Ich habe oft das Gefühl, dass viele denken, sie müssten alle bisherigen Ernährungsgewohnheiten über Bord werfen, um sich nachhaltiger zu ernähren. Also zum Beispiel nur noch Bio-Lebensmittel kaufen, ganz nach dem Motto: Ganz oder gar nicht! Ich finde, das ist aber ein ganz falscher Ansatz. Jede Veränderung hin zu einer nachhaltigeren Ernährung ist wertvoll. Wir können zum Beispiel darauf achten, tierische Lebensmittel konsequent in Bio-Qualität und aus regionaler Herkunft zu kaufen. Diese Lebensmittel kosten zwar mehr, doch wenn wir gleichzeitig den Konsum etwas reduzieren, dann gleicht sich das ganz gut wieder im Portemonnaie aus. Wusstest Du, dass die Deutsche Gesellschaft empfiehlt, pro Woche 300 bis 600 g Fleisch zu essen? Tatsächlich isst jedoch jeder von uns im Durchschnitt pro Jahr etwa ein Kilogramm Fleisch pro Woche (55 Kilogramm pro Jahr).

Regional und saisonal = günstiger

Ein wichtiger Grundsatz der nachhaltigen Ernährung ist, möglichst viel Obst und Gemüse aus regionalem, saisonalem Anbau zu essen. Wusstest Du, dass diese Lebensmittel oft sogar günstiger sind als importiertes Obst und Gemüse? Beispielsweise kosten Tomaten aus Spanien im Winter um ein Vielfaches mehr als jene, die im Sommer in Deutschland im Freiland geerntet werden. Wer sich möglichst reich an regionalem und saisonalem Obst und Gemüse ernährt, kann also durchaus Geld sparen. Doch damit einhergeht die Bereitschaft, sich bewusst damit auseinanderzusetzen, was zu welcher Jahreszeit hierzulande eigentlich so alles auf den Feldern und Äckern wächst – und sich damit auch zufriedenzugeben. Besonders im Winter bedeutet das primär: Kohl und Wurzelgemüse! Beim Obst können wir auf Äpfel und Birnen aus Lagerware zurückgreifen. Es geht aber auch gar nicht darum, sich NUR von Lebensmitteln aus der Region zu ernähren, sondern sie so oft es geht in den Speiseplan einzubauen. Du siehst: Auch bei diesem Thema ist es wieder mehr eine Frage, wie wir unsere Prioritäten setzen, und nicht des Portemonnaies.

Zauberwort: BIO-Angebote

Wie konventionelle Lebensmittel, sind auch Bio-Lebensmittel regelmäßig im Angebot. Wer bewusst danach Ausschau hält, kann bares Geld sparen. Zudem lohnt es sich, mit offenen Augen durch den Supermarkt oder Bio-Markt zu laufen. Besonders auf leicht verderblichen Lebensmitteln wie Milchprodukte finden sich hin und wieder Sticker mit Rabatten von bis zu 50 Prozent, wenn diese kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums sind. Wenn Du die Produkte eh zeitnah verzehrst, kannst Du dort getrost zugreifen.

True Costs: die wahren Kosten von Lebensmitteln

Hast Du im Zusammenhang mit Lebensmitteln schon einmal etwas von True Costs gehört? Wenn wir einkaufen gehen, dann zahlen wir einen bestimmten Preis im Laden. Das ist aber nicht der wahre Preis der Lebensmittel. Denn dieser enthält nicht die sogenannten „versteckten Kosten“. Dabei handelt es sich beispielsweise um Gesundheitskosten durch Treibhausgase, die bei der Lebensmittelproduktion entstehen. Oder auch Kosten, die durch Umweltschäden entstehen, etwa Bodenerosionen und Überdüngung. Indirekt tragen wir, die Gesamtgesellschaft, die Kosten. Etwa durch unsere Krankenkassenbeiträge oder Wasserrechnungen, um mit Düngemittel belastetes Trinkwasser aufzubereiten.

An der Universität Augsburg ist man der Frage nachgegangen, wie viel unsere Lebensmittel eigentlich kosten müssten. In die Berechnungen sind nicht nur die direkten Produktionskosten eingeflossen, sondern auch dessen Auswirkungen auf ökologische und soziale Systeme in Form von Geldeinheiten.

Konventionell erzeugtes Fleisch müsste dreimal so teuer sein

Die Wissenschaftler haben berechnet, dass die externen Folgekosten am höchsten bei konventionell erzeugten tierischen Produkten sind. Fleisch und Wurst müsste dreimal (173 Prozent) so teuer sein, wie jetzt. Der Aufschlag auf Milch und Milchprodukte müsste 122 Prozent betragen (Hinweis: Stand 2018). Auch Bio-Lebensmittel sind laut der Berechnungen zu günstig. Der benötigte Preisaufschlag fällt jedoch durchweg niedriger aus als bei konventionell produzierten Lebensmitteln.

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Mythos 2: Nur Vegan ist nachhaltig

Ist eine vegane Ernährung wirklich die nachhaltigste Ernährungsform? Ich sage: Nein! Sie kann nachhaltig sein, muss es aber nicht. Um das besser nachvollziehen zu können, ist es wichtig zu wissen, was hinter dem Begriff „nachhaltige Ernährung“ überhaupt steckt. Viele denken dabei an eine klimafreundliche Ernährung. Das ist auch nicht ganz falsch. Doch Umwelt bzw. Klima ist nur eine von vier Dimensionen einer nachhaltigen Ernährung. Die anderen drei lauten: Gesundheit, Gesellschaft bzw. Soziales und Tierwohl.

Wie gesundheitsförderlich ist meine Ernährung? Unter welchen Bedingungen wurden die Lebensmittel produziert? Wie sind die vorherrschenden Ernährungsbedingungen in den produzierenden Ländern? Und welche Rolle spielt das Tierwohl? Auch das sind zentrale Fragen, die bei einer nachhaltigen Ernährung eine Rolle spielen. Das ist auch der Grund dafür, warum wir nicht pauschal sagen können, dass nur eine vegane Ernährung nachhaltig ist.

Um das noch besser zu verdeutlichen, habe ich mir die vier Dimensionen genauer im Hinblick auf eine vegane Ernährung angeschaut.

Vegan: Tierwohl ja, Klimafreundlich Ja und Nein

Bei einer Dimension hat eine vegane Ernährung ganz klar die Nase vorn: beim Tierwohl. Bei den Themen Umwelt und Klima wird es schon etwas schwieriger, pauschale Aussagen zu treffen. Denn die Themen sind super vielschichtig. Ganz stark vereinfacht können wir in der Tat sagen, dass eine vegane Ernährung insgesamt klimafreundlicher ist als eine Ernährung, bei der viele tierische Produkte auf dem Teller landen. Doch auch bei der Wahl pflanzlicher Lebensmittel können wir Entscheidungen treffen, die eine vegane Ernährung klimafreundlicher und weniger klimafreundlicher machen. Was es damit genau auf sich hat, habe ich bereits in einem Artikel näher beleuchtet – inklusive Tipps für den Einkauf.

Vegan ist nicht pauschal gesünder

Eine vegane Ernährung per se als gesünder zu bezeichnen, ist schlichtweg falsch. Durch den Verzicht auf ganze Lebensmittelgruppen beispielsweise steigt das potenzielle Risiko für eine Mangelversorgung mit bestimmten Nährstoffen. Durch eine geschickte Auswahl und Kombination an pflanzlichen Lebensmitteln ist es zwar grundsätzlich möglich, auch als Veganer den Bedarf an allen essenziellen Nährstoffen zu decken (mit Ausnahme von Vitamin B12, das in ausreichenden Mengen nur in tierischen Lebensmitteln enthalten ist). Doch das setzt voraus, dass man sich intensiv mit der eigenen Ernährung auseinandersetzt.

Es gibt zudem Lebensphasen und Personengruppen mit besonderem bzw. verändertem Nährstoffbedarf. Dazu zählen beispielsweise Schwangere, Ältere und Kinder. Aber auch Erkrankungen können den Nährstoffbedarf verändern. Bei diesen Personengruppen kann sich eine vegane Ernährung negativ auf die Gesundheit auswirken, wenn fundiertes Wissen fehlt. Darüber hinaus spielt zudem natürlich auch die Lebensmittelauswahl eine Rolle, wie gesund oder ungesund eine vegane Ernährung ist. Auch eine vegane Ernährung kann aus vielen fettreichen und zuckerreichen Fertigprodukten und wenig pflanzlichen Lebensmitteln, insbesondere Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten bestehen.

Sozialverträglich: Kann, muss aber nicht

Und wie sieht es mit der Sozialverträglichkeit aus? Eine vegane Ernährung ist nicht automatisch sozialverträglicher als eine Ernährung mit tierischen Lebensmitteln. Denn bei diesem Punkt ist nicht entscheidend, ob ein Lebensmittel tierischen oder pflanzlichen Ursprungs ist, sondern auch, …

  • unter welchen Arbeitsbedingungen das Lebensmittel produziert wurde
  • und wie sich der Anbau auf die Ernährungsgrundlage vor Ort auswirkt. Zum Teil werden wertvolle Lebensräume zerstört, um Lebensmittel für den Import anzubauen.

Importierte Lebensmittel aus fernen Ländern

Wie sozialverträglich eine vegane Ernährung ist, hängt maßgeblich von der Lebensmittelauswahl ab. Nüsse, Samen, exotische Früchte, Quinoa – all das sind Lebensmitteln, die hierzulande nicht bzw. kaum wachsen und gedeihen, aber oft auf dem Speiseplan von Veganern stehen. Die Lebensmittel müssen also importiert werden, oft aus Asien, Afrika und Amerika. Siegel für fairen Handel, beispielsweise das Fairtrade-Siegel, können zwar eine gute Orientierung bieten. Doch diese sind längst nicht auf allen Lebensmitteln zu finden. Oft wissen wir schlichtweg daher einfach nicht, unter welchen Bedingungen insbesondere importierte Lebensmittel produziert wurden.

Etwas anders sieht es aus, wenn eine vegane Ernährung aus vielen regionalen Lebensmitteln besteht. Zwar gibt es auch hier schwarze Schafe (Stichwort: Leiharbeiter und Saisonkräfte), doch insgesamt herrschen in Deutschland hohe Arbeits- und Sozialstandards. Und: Wer regional einkauft, kann das oft direkt beim Landwirt vor Ort. Mehr Transparenz geht nicht.

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Mythos 3: Nachhaltig Essen ist kompliziert

Gewohnheiten sind etwas sehr Mächtiges. Einmal angewöhnt, fällt es uns in der Regel sehr schwer, sie uns auch wieder abzugewöhnen. Das ist in allen Bereichen des Lebens so, auch bei der Ernährung. Wer sie umstellen möchte, der muss gewisse Gewohnheiten ändern. Das ist besonders zu Beginn mit einem gewissen Aufwand verbunden, keine Frage.  Das beginnt schon damit, sich erst einmal in der Theorie damit auseinanderzusetzen, wie sich die Ernährung überhaupt nachhaltiger gestalten lässt. Wirf dafür gerne mal einen Blick in diesen Artikel!

Wem der Wille für solche Veränderungen fehlt, empfindet die Umstellung schnell als sehr anstrengend. Eine nachhaltige Ernährung wird dann oft als kompliziert abgetan. Wer hingegen den Fokus auf die positiven Dinge legt, die mit einer Ernährungsumstellung verbunden sind, der sieht in Veränderungen mehr Chancen als Last und Anstrengung.

Schritt für Schritt

Unnötig kompliziert wird eine nachhaltige Ernährung auch dann, wenn wir auf allen Partys gleichzeitig tanzen wollen. Wer alle Gewohnheiten von jetzt auf gleich über Bord wirft, verliert schnell die Lust. Denn dann prasseln einfach zu viele Veränderungen auf einmal auf Dich ein. Gehe das Thema daher entspannt an und setze Dir kleine Ziele. Konzentriere Dich zudem besonders am Anfang auf die Dinge, die Dir besonders leicht fallen. Du kannst zum Beispiel damit beginnen, darauf zu achten, mehr saisonales Obst und Gemüse aus der Region zu kaufen. Schaue, welches Gemüse und Obst gerade Saison hat und wage Dich ruhig auch mal an unbekannte Sorten.

Tipp: Auf meinem Blog findest Du viele Ideen, Anregungen und Rezepte rund um das Thema nachhaltige Ernährung. Stöbere einfach mal ein bisschen herum und schreibe mir auch gerne, wenn Du Fragen hast!

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Mythos 4: Eine nachhaltige Ernährung schmeckt nicht

Wie wir unsere nachhaltige Ernährung gestalten, liegt ganz alleine an uns. Damit haben wir auch in der Hand, wie lecker sie ist – oder eben nicht. Per se müssen wir bei einer nachhaltigen Ernährung auf nichts verzichten, auch nicht auf tierische Produkte. Wenn wir diese gelegentlich essen und auf regionale Bio-Qualität setzen, dann ist das durchaus mit einer nachhaltigen Ernährung vereinbar. Und wenn Du absolut gar kein Fan von Tofu bist, dann iss ihn einfach nicht. Oder probiere mal eine andere Zubereitungsmethode aus.

Offenheit wird mit Genuss belohnt

Wenn wir zudem von Anfang an der festen Überzeugung sind, dass eine nachhaltige Ernährung nicht schmeckt, dann wird das vermutlich auch eintreffen. Ganz anders verhält es sich, wenn wir offen an das Thema herangehen. Dann kann eine nachhaltige Ernährung sogar einen großen Mehrwert an Genuss und guten Geschmack darstellen. Besonders, wer sich nach den Jahreszeiten ernährt, lernt ganz neue saisonale, regionale Leckereien kennen. Auch Hülsenfrüchte haben großes Potenzial, wenn sie richtig zubereitet sind. Eine fade Linsensuppe mag vermutlich niemand gerne. Ein orientalischer Linsen-Aufstrich mit Möhre und Tahin klingt da doch schon ganz anders, oder? Der Mut, Neues auszuprobieren, wird oft mit maximalem Genuss belohnt. Und wenn es mal nicht schmeckt? Dann hast Du es wenigstens ausprobiert!

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Klimafreundlich Vegan – regional, saisonal, Bio und natürlich

Klimafreundlich Vegan – regional, saisonal, Bio und natürlich

Vegan durch den Januar! Auch 2022 starteten wieder viele Menschen weltweit mit dem Veganuary in das neue Jahr. Zu den häufigsten Gründen, sich vegan zu ernähren, zählen vor allen Dingen ethische Motive. Aber auch aus gesundheitlichen Gründen verzichten viele auf tierische Produkte. Und dann ist da noch der Klimaschutz. Fakt ist: Pflanzliche Lebensmittel belasten das Klima weniger stark als tierische Lebensmittel. Wie klimafreundlich Vegan aber tatsächlich ist, steht und fällt mit der Lebensmittelauswahl.

Die Sache mit den tierischen Lebensmitteln

Laut Thünen Institut macht der Anteil der Ernährung in Deutschland etwa 19 Prozent aller Treibhausgase aus (Vom Acker bis zum Teller). Davon fallen 54 Prozent auf tierische Produkte zurück [1]. Der WWF kommt laut eigenen Berechnungen auf etwas höhere Zahlen. Etwa 25 Prozent des Klimafußabdrucks einer in Deutschland lebenden Person sind auf die Ernährung zurückzuführen. Der Anteil tierischer Produkte liegt bei 69 Prozent. Dazu zählen neben Fleisch auch Milch und Milchprodukte [2].

Hinweis: Fleisch als Klimakiller – so lautet der allgemeine Tenor. Das ist mir jedoch oft nicht differenziert genug betrachtet. Was hierbei z. B. oft nicht berücksichtigt wird, sind Faktoren wie die Art des Fleisches und auch die Fleischproduktion. Hühnerfleisch und Schweinefleisch sind klimafreundlichere Varianten als Rindfleisch [2]. Auch macht es einen Unterschied, ob eine Kuh nur für Milch oder auch für ihr Fleisch gehalten wird und welches Futter die Tiere erhalten (Stichwort Soja aus Übersee). Es gibt viele weitere Faktoren, die beeinflussen, wie klimaschädlich Fleisch tatsächlich ist. Und das soll sicher kein Freifahrtschein für Fleisch aus Massentierhaltung bzw. hohen Fleischkonsum allgemein sein. Fakt ist, tierische Lebensmittel haben einen höheren CO2-Fußabdruck als pflanzliche. Was ich damit jedoch zeigen möchte ist, dass pauschale Aussagen wie „Fleisch als Klimakiller“ immer differenziert betrachtet werden müssen.

Lachgas und Methan sind sehr klimaschädlich

Besonders bei der intensiven Tierhaltung entstehen große Mengen an den Treibhausgasen Lachgas und Methan. Sie sind um einiges klimaschädlicher als CO₂ (Lachgas fast 300-mal, Methan fast 23-mal). 

Aber auch beim Einsatz von stickstoffhaltigen Düngemitteln entsteht Lachgas. Denn Pflanzen können nur einen Teil des Stickstoffs aufnehmen. Der Rest gelangt in den Boden. Dort entsteht Lachgas, das in die Atmosphäre entweicht.

 

Die Wahl der Lebensmittel ist entscheidend

Fakt ist: Allein schon durch den Verzicht auf tierische Produkte zählt die vegane Ernährung zu den klimafreundlicheren Ernährungsformen. Wie klimafreundlich sie aber tatsächlich ist, hängt davon ab, welche pflanzlichen Lebensmittel wir auswählen und in welchen Mengen wir diese essen.

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Klimafreundlicher vegan: so geht’s!

Hier kommen ein paar Tipps, wie Du Deine vegane Ernährung noch klimafreundlicher gestaltest:

  • Bevorzuge regionales, saisonales Obst und Gemüse aus Freilandanbau (Keine beheizten Gewächshäuser!). Tipp: Eine gute Orientierung bieten Dir Saisonkalender. Einfach Saisonkalender in Kombination mit dem Monat, in dem Du Dich gerade befindest, in eine Suchmaschine eingeben. Schon weißt Du, welches Obst und Gemüse in Deutschland gerade Saison hat.
  • Ergänze Deine Ernährung um so wenig importierte Lebensmittel wie möglich. Je kürzer die Transportwege, desto besser.
  • Greife so oft es geht zu Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft.
  • Koche mit wenig Fertigprodukten.
  • Achte auch darauf, möglichst wenig Verpackungsmüll zu produzieren.

Klimafreundlich vegan: so geht es nicht!

Ich möchte noch einmal betonten: Wer sich vegan ernährt, isst schon sehr klimafreundlich. Doch wer häufig zu Fertigprodukten und importierten, konventionell angebauten pflanzlichen Lebensmitteln greift, schmälert den positiven Effekt deutlich.

Das möchte ich anhand eines fiktiven Beispiels verdeutlichen. Um Dich in das richtige Setting zu bringen: In meinem Beispiel ist Winter. Die Mehrheit der ausgewählten Lebensmittel stammen aus konventioneller Landwirtschaft.

Hinweis: Bei vielen Veganern sieht die Ernährung natürlich nicht so aus, wie in dem Beispiel. Ich habe es bewusst etwas zugespitzt. Aber es verdeutlicht ganz gut, welchen Einfluss die Lebensmittelauswahl hat.

1 Tag vegan

Starten wir morgens beim Frühstück. Es gibt Müsli mit Haferflocken, Chiasamen, jede Menge Nüssen und Kokosjoghurt. Als Topping gibt es Mango und frische Beeren. Dazu trinkst Du einen Kaffee. Vormittags überkommt Dich dann der kleine Hunger und Du greifst zur Nussmischung. Zum Lunch gibt es eine Quinoa-Bowl, u. a. mit Avocado, Ananas und ein paar Kichererbsen. Abends brätst Du dir ein veganes „Schnitzel“. Dazu gibt es einen Tomaten-Gurken-Salat mit einer veganen Feta-Alternative.

Was macht diesen Speiseplan weniger klimafreundlich?

1. Viele importierte Lebensmittel

Mehr:

Kokosjoghurt, Chiasamen, Nüsse, Mango, Beeren, Kaffee, Quinoa, Avocado, Ananas, Kichererbsen, Tomaten und Gurke – viele Obst- und Gemüsesorten wachsen schlichtweg nicht in Deutschland (bzw. nicht das ganze Jahr über, Stichwort: Beeren, Tomaten und Gurken). Das gilt übrigens auch für viele Hülsenfrüchte und Nüsse. Sie werden oft aus Südeuropa, den USA, Asien und Südamerika importiert.

Der Transport per Flugzeug verursacht je Tonne Lebensmittel und Kilometer bis zu 90-mal mehr Treibhausgase als der Transport per Schiff!

Viele dieser importierten pflanzlichen Lebensmittel werden zudem in Regionen angebaut, in denen oft eh schon Wasserknappheit herrscht. Für die Bewässerung kommt häufig sogenanntes blaues Wasser zum Einsatz. Das stammt aus Grundwasser, aber auch aus Flüssen und Seen. Das facht die Wasserknappheit vor Ort weiter an.

Schon gewusst? Geschälte Mandeln verbrauchen nach Pistazien weltweit am meisten blaues Wasser im Anbau. Etwa 80 Prozent der weltweit verkauften Mandeln stammen aus Kalifornien.

2. Viele stark verarbeitete Lebensmittel

Mehr:

In meinem Beispiel gibt es ein veganes „Schnitzel“ und eine vegane Feta-Alternative. Für die Produktion werden viele verschiedene Rohstoffe benötigt, die teilweise auch von weit her transportiert werden müssen. Die Basis für Fleischersatzprodukte bilden in der Regel Hülsenfrüchte wie Bohnen und Erbsen. In veganem Feta etwa steckt oft zudem auch Kokosfett aus Asien. Für die Produktion selbst wird dann u. a. viel Energie benötigt. Etwa für die Kühlung, das Licht, das Betreiben von Maschinen u. s. w. Natürlich muss dann das fertige „Schnitzel“ oder die vegane Feta-Alternative auch nach der Produktion weiter gekühlt werden. In erster Linie gelangen die Produkte dann per LKW in die Supermärkte und Bio-Läden. Und dann ist da noch die Frage, wie wir die Lebensmittel nach Hause transportieren. Das Auto ist aus Klimaaspekten die ungünstigere Wahl im Vergleich zum Fahrrad oder dem Einkauf zu Fuß. Zudem fällt bei Fertigprodukten tendenziell mehr Verpackungsmüll an.

3. Viele Lebensmittel aus konventioneller Landwirtschaft

Mehr:

Wenn wir von klimafreundlich Vegan sprechen, dann müssen wir uns auch anschauen, unter welchen Bedingungen die pflanzlichen Lebensmittel angebaut werden. Die ökologische Landwirtschaft hat gegenüber der konventionellen Landwirtschaft die Nase vorn, wie Studien zeigen. [3] [4] Das liegt u. a. daran, dass bei ökologischer Landwirtschaft keine chemisch-synthetischen Pestizide und mineralische Dünger eingesetzt werden dürfen. Diese verbrauchen in der Herstellung sehr viel Energie. Zudem entsteht beim Abbau des Düngers klimaschädliches Lachgas. [5]
Wichtig: Eine Ernährung, die aus vielen importierten Lebensmitteln, Fertigprodukten und konventionellen Lebensmitteln besteht, wirkt sich immer ungünstiger auf das Klima aus. Auch bei einer vegetarischen oder omnivoren Ernährung (alle tierischen Produkte). Ich möchte in diesem Artikel aber nicht verschiedene Ernährungsformen vergleichen, sondern aufzeigen, wie es speziell bei der veganen Ernährung aussieht.

Nachhaltigkeit bedeutet mehr als klimafreundlich

Bei einer nachhaltigen Ernährung spielen neben dem Aspekt Umwelt auch die Dimensionen Gesundheit, Soziales und Tierwohl eine Rolle. Wie fair sind die Lebensmittel produziert? Wie gesund ist die Ernährungsweise für uns? Wenn Du tierische Produkte isst, dann ist auch Tierwohl ein Thema. In diesem Artikel bin ich näher auf die vier Dimensionen eingegangen.

Quellen:

[1] J. Grünberg et al. (2010): Treibhausgasbilanzierung von Lebensmitteln (Carbon Footprints): Überblick und kritische Reflektion, Abgerufen von: https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/bitv/dn046465.pdf (Stand 24.1.2022)

[2] WWF (2021): Der kulinarische Kompass, Abgerufen von: https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/kulinarische-kompass-klima.pdf (Stand 24.1.2022)

[3] Rahmann, G. (2010): Impact of organic farming on global warming – recent scientific knowledge. Proceeding of the International Conference on Organic Agriculture in Scope of Environmental Problems. 03–07 February 2010 in Famagusta, Türkei.

[4] Osterburg et al. (2009): Erfassung, Bewertung und Minderung von Treibhausgasemissionen des deutschen Agrar- und Ernährungssektors. Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Braunschweig, Hamburg und Trenthorst.

[5] Hülsbergen, K.-J. und Rahmann, G. (Hrsg.) (2012): Klimawirkungen und Nachhaltigkeit ökologischer und konventioneller Betriebssysteme – Untersuchungen in einem Netzwerk von Pilotbetrieben. Projektbericht. Verbundprojekt gefördert durch das BÖLN und Mittel der nationalen Klimaberichterstattung.

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Danke Vegan Podcast

Klimafreundlich vegan – auch zum Hören!

 

Ich durfte für den Podcast „Danke Vegan“ eine Folge zum Thema klimafreundlich vegan essen aufnehmen. Höre doch mal rein!

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Kurzcheck: Vier Dimensionen einer nachhaltigen Ernährung

Kurzcheck: Vier Dimensionen einer nachhaltigen Ernährung

Wenn die Rede von einer nachhaltigen Ernährung ist, dann liegt der Fokus oft auf dem Klimaschutz. Das ist auch richtig, denn der Faktor Umwelt ist ein wichtiger Punkt. Doch eine nachhaltigere Ernährung ist weit mehr als „nur“ klimafreundlich bzw. umweltfreundlich. Sie hat auch das Ziel, gesundheitsförderlich und sozialverträglich (fair) zu sein. Zudem ist sie zugunsten des Tierwohls gestaltet. Diese vier Dimensionen einer nachhaltigeren Ernährung hat der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) genauer beschrieben [1]. Ich zeige dir, was es damit auf sich hat.

Für Wissensdurstige

Bevor ich mit den vier Dimensionen einer nachhaltigeren Ernährung starte, eine Sache noch: Ich möchte dir im Folgenden zeigen, dass das, was wir essen, nicht nur Auswirkungen auf das Klima hat, sondern auch auf die Bereiche Gesundheit, Soziales und Tierwohl. Um auf alle vier Dimensionen einer nachhaltigeren Ernährung detailliert einzugehen, müsste ich aber ein Buch schreiben. Daher mein Tipp: Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, dann schau unbedingt mal in folgendes Gutachten des WBAE.

Dimension 1: Gesundheit

Hierzulande sind knapp 60 Prozent der Männer und ca. 37 Prozent der Frauen übergewichtig [2]. Auch immer mehr Kinder leiden an Adipositas, also krankhaftes Übergewicht. Das liegt auch mit daran, was wir essen. Laut des aktuellen Ernährungsberichts essen wir insgesamt zu wenig Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte, dafür aber zu viel Fleisch- und Milchprodukte, Fast Food und zuckergesüßte Produkte.

Nachhaltige Ernährung und Gesundheit

Eine nachhaltigere Ernährung ist genau das Gegenteil: Sie zeichnet sich durch viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte und wenig Fleisch- und Milchprodukten sowie Fertigprodukte aus. Damit tun wir nicht nur dem Planeten, sondern auch unserer Gesundheit etwas Gutes.

Dimension 2: Soziales

Das, was auf dem Teller landet, muss von irgendjemandem produziert, angebaut, verarbeitet, transportiert usw. werden. Hierzulande herrschen strenge Arbeits- und Sozialgesetze. Dennoch gibt es selbst in Deutschland immer wieder Schlagzeilen über ausgebeutete Leih- und Saisonarbeiter. Bei Lebensmitteln, die aus dem Ausland kommen, können wir sogar noch schlechter nachvollziehen, wie fair die Arbeitsbedingungen der Arbeiter sind.

Fair sollten auch die Preise sein. Immer mehr landwirtschaftliche Betriebe sind wegen der hierzulande oft vorherrschenden Billigpreise von Lebensmitteln in Existenznot – vom Ausland ganz zu schweigen.

Nachhaltige Ernährung und Soziales

Eine nachhaltigere Ernährung berücksichtigt daher auch den Aspekt soziale und faire Mindeststandards menschenwürdiger Arbeit – und zwar weltweit, über alle Wertschöpfungsprozesse hinweg. Hier ist besonders die Politik gefragt. Es muss insgesamt transparenter für uns werden, unter welchen Bedingungen Lebensmittel hergestellt werden. Nur so können wir bewusstere Kaufentscheidungen treffen, die sich weltweit zugunsten der Landwirte und Lebensmittelproduzenten auswirken.

Dimension 3: Umwelt

Von der Herstellung über die Verarbeitung, Vermarktung und dem Verkauf bis hin zum Konsum – alle Bereiche haben Effekte auf die Umwelt. Es sind insbesondere tierische Produkte bzw. deren Produktion, die große Mengen an Treibhausgase in die Atmosphäre ballern. Aber auch lange Transportwege oder die Art und Weise, wie ein Lebensmittel angebaut wurde (Stichwort: Erdbeeren im Winter) beeinflussen, wie klimafreundlich unser Essen ist.

Ein weiterer Punkt ist die Gesundheit der Böden. Ein hoher Einsatz an Pestiziden etwa kann die Bodenfruchtbarkeit negativ beeinflussen. Ebenso spielt das Thema Lebensmittelverschwendung eine Rolle – sowohl in Privathaushalten als auch in der Produktion. Viele Lebensmittel, die unter Einsatz wertvoller Ressourcen produziert werden, landen im Müll.

Nachhaltige Ernährung und Umwelt

Du siehst: Das Thema Umwelt ist doch recht komplex. Sowohl wir Verbraucher nehmen durch unser Einkaufs- und Essverhalten Einfluss darauf, als auch Landwirte, Händler, Supermärkte und Co. Übrigens: Für uns Verbraucher ist weniger Fleisch zu essen einer der wichtigsten Stellschrauben, wenn wir uns klimafreundlicher und umweltfreundlicher ernähren möchten. Aber auch die Politik ist beim Thema Umwelt stark in der Verantwortung und kann regulierend eingreifen.

Ein paar Fakten:

Unsere aktuelle Ernährungsweise ist verantwortlich für:

  • 70 Prozent des Verlustes an biologischer Vielfalt
  • 80 Prozent der Entwaldung
  • 70 Prozent des Wasserverbrauchs der Menschheit [3]

Landwirtschaft und Landnutzung verursachen 21 bis 37 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen. Ein Großteil davon fällt auf tierische Produkte zurück. [4]

Dimension 4: Tierwohl

In Deutschland ist das Angebot an Fleisch aus konventioneller Massentierhaltung nach wie vor sehr hoch. Und leider ist das Fleisch auch bei vielen gefragt, weil es schlichtweg billig ist. Tierwohl spielt in der konventionellen Massentierhaltung keine allzu große Rolle – wenn man in diesem Zusammenhang überhaupt von Tierwohl sprechen möchte. Bei Bio-Produkten sind die Auflagen strenger. Vielen geht aber auch das nicht weit genug.  Was uns zudem bis heute fehlt, ist ein staatliches und verpflichtendes Tierschutzlabel, das ganz bestimmte Mindeststandards zugunsten des Tierwohls vorschreibt.

Nachhaltige Ernährung und Tierwohl

Weniger tierische Produkte zu essen, wirkt sich nicht nur auf das Klima aus, es fördert auch das Tierwohl. Durch die Menge, also weniger, können wir schon viel bewegen. Aber auch der Faktor Bio spielt eine Rolle. Da wir bisher kein staatliches und verpflichtendes Tierschutzlabel haben, müssen wir uns anderweitig orientieren. Bio-Produkte aus der Region sind hier eindeutig die beste Wahl für all jene, die Fleisch, Milchprodukte und Co. essen bzw. trinken möchten. Aber auch die Politik ist gefragt, für einheitlich hohe Tierwohlstandards zu sorgen.

Quellen:

[1] WBAE (2020). Politik für eine nachhaltigere Ernährung. Abgerufen von: https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Ministerium/Beiraete/agrarpolitik/wbae-gutachten-nachhaltige-ernaehrung-kurzfassung.pdf?__blob=publicationFile&v=2

[2] DGE (2020). 14. DGE-Ernährungsbericht. Abgerufen von: https://www.dge.de/presse/pm/14-dge-ernaehrungsbericht-veroeffentlicht/

[3] IPBES (2019): Summary for policymakers of the global assessment report on biodiversity and ecosystem
services of the Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services; FAO,

IFAD, UNICEF, WFP & WHO. (2017): The State of Food Security and Nutrition in the World (2017): Building

resilience for peace and food security; WWF (2020): Living Planet Report 2020.

[4] WWF (2021). So schmeckt Zukunft: Der kulinarische Kompass für eine gesunde Erde. Klimaschutz, land
schaftliche Fläche und natürliche Lebensräume. Aberufen von: https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-

PDF/kulinarische-kompass-klima.pdf

Bildquelle:

Kea Blum

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Nachhaltige Ernährung fördern – das kann die Politik machen

Nachhaltige Ernährung fördern – das kann die Politik machen

Wer sich heute möglichst nachhaltig ernähren möchten, der braucht vor allen Dingen eines: Ein gewisses Hintergrundwissen, was eine nachhaltigere Ernährung überhaupt ausmacht. Welche Produkte besonders nachhaltig sind, ist auf den ersten Blick oft schlichtweg nicht ersichtlich. Erschwerend kommt beispielsweise hinzu, dass das Angebot in Supermärkten (unbewusst) unsere Kaufentscheidungen beeinflusst – und zwar aktuell nicht zugunsten einer nachhaltigeren Ernährung. Und fehlt es schlichtweg an optimalen Bedingungen für eine einfache Umsetzung. Möglichkeiten, das zu ändern, hat die Politik viele. Hier kommen ein paar Beispiele.

Vier Dimensionen einer nachhaltigeren Ernährung

Gesundheit, Soziales, Umwelt und Tierwohl – das sind die vier zentralen Dimensionen einer nachhaltigeren Ernährung. Man nennt sie auch Big Four. In einem Gutachten untersuchten Wissenschaftler anhand dieser vier Dimensionen, wie die Politik uns dabei unterstützen kann (und sollte), uns nachhaltiger zu ernähren [1]. Mehr dazu weiter unten.

Du möchtest mehr über die vier Dimensionen erfahren? Hier erkläre ich dir, was dahinter steckt.

 

Der Staat wälzt Verantwortung auf uns ab

Gesund soll die Ernährung sein und die Lebensmittel am besten unter sozialverträglichen Bedingungen produziert. Ebenso soll unser Essen die Umwelt nicht im Übermaß belasten und das Tierwohl steht bei Fleisch und Co. an erster Stelle. Das alles sollen wir bei unseren Kaufentscheidungen berücksichtigen?

Idealerweise ja, aber in der Praxis ist das gar nicht möglich.

  • Punkt 1: Wir können schlichtweg nicht alle Aspekte beim Einkauf oder beim Essen gehen berücksichtigen. Nehmen wir das Beispiel sozialverträglich. Trägt ein Produkt nicht das Fairtrade-Siegel, wissen wir in der Regel nicht, unter welchen Arbeitsbedingungen es angebaut und/oder produziert wurde. Das gilt vor allen Dingen für importierte Lebensmittel.

  • Punkt 2: Die Ernährungsumgebung macht es uns aktuell super schwer, uns ganzheitlich nachhaltiger zu ernähren. Erstens fehlt es oft an Transparenz. Weißt du, was du für Lebensmittel im Restaurant vorgesetzt bekommst? Hinzu kommt der Punkt, dass wir viele Entscheidungen ganz unbewusst treffen. Das Angebot im Supermarkt, in Restaurants, Werbung, Angebote – das alles prägt unser Einkaufsverhalten. Das aktuelle Problem dabei: Wir werden schlichtweg nicht ausreichend dazu animiert, unsere Ernährungsgewohnheiten zu ändern.

Der Staat muss es uns so einfach wie möglich machen, uns nachhaltiger zu ernähren. Und nicht, wie aktuell, die ganze Verantwortung pauschal auf uns Verbraucher abwälzen.

Aber: Auch wir sind in der Pflicht

Bedeutet das, dass wir mit nachhaltigeren Kaufentscheidungen eh nichts bewegen können? NEIN! Mit dem, was du kaufst, setzt du wichtige Signale. Die Nachfrage reguliert das Angebot. Den größten Handlungsspielraum haben wir Verbraucher beim Punkt klimafreundliche bzw. umweltfreundliche Ernährung.

Wir können schon jetzt darauf achten, möglichst viele Produkte in Bio-Qualität zu kaufen. Zudem können wir den Fleischkonsum reduzieren.  Ein weiterer Punkt ist, Obst und Gemüse möglichst saisonal und aus der Region zu kaufen. Weitere Tipps für eine nachhaltigere Ernährung findest du hier.

Was kann bzw. muss der Staat machen?

Wie aber kann die Politik eine nachhaltige Ernährung fördern? Auch das zeigt das oben erwähnte Gutachten auf. Als ich das Gutachten gelesen habe, war ich überrascht, wie viele verschiedene Maßnahmen es gibt. Ich möchte dir drei ganz unterschiedliche vorstellen. Diese zeigen ganz gut, wie vielschichtig das Thema ist.

1. Preisanreize schaffen

Die Politik könnte die Mehrwertsteuer auf gesundheitsförderlichen Lebensmitteln wie Obst und Gemüse senken (oder sie sogar ganz davon befreien). Das kurbelt den Kauf dieser Lebensmittel an. Noch stärker wäre der Effekt, wenn gleichzeitig der Mehrwertsteuersatz für „ungesunde“ Lebensmittel erhöht wird. Etwa auf stark verarbeitete Fertigprodukte, Softdrinks, Süßigkeiten, u.s.w. Der Preis könnte sich auch auf das Tierwohl auswirken. Aktuell sind Fleisch, Milch und Eier mit dem reduzierten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent besteuert. Würde sich dieser erhöhen oder würde die Politik eine Nachhaltigkeitssteuer einführen, wären tierische Produkte nicht mehr so günstig wie jetzt. Einige greifen dann sicher seltener zu tierischen Produkten – ganz nach dem Motto „weniger, dafür aber qualitativ hochwertiger“.

2. Für verlässliche Informationen sorgen

Dazu gehören u. a. Label, aber auch das Thema Werbung. Weißt du bei allen Produkten, wie nachhaltig sie sind? Sicher nicht. Ich auch nicht. Denn es fehlen schlichtweg verlässliche Informationen. Hier können unterschiedliche Label helfen. Etwa ein verpflichtendes Tierschutzlabel (Dimension Tierschutz), ein Klimalabel (Dimension Umwelt) und ein weiterentwickelter Nutri-Score (Dimension Gesundheit). Wichtig ist, dass es nur wenige, dafür aber eindeutige Label gibt. Auch die Werbung kann ein Hebel sein. Und zwar, indem bewusst nachhaltigere, gesündere Lebensmittel beworben werden, anstelle von Softdrinks, Fertigprodukten und Co. Kinderlebensmittel sollten laut der Autoren des Gutachtens in Schulen und Kitas gar nicht mehr beworben werden dürfen, sonst nur noch eingeschränkt.+

Studie: Klimalabel reduziert den CO2-Fußabdruck

Ein „CO2-Label“ kann dazu beitragen, dass Verbraucher im Supermarkt seltener zu Fleischprodukten greifen. Das hat eine Studie der Uni Kopenhagen und der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften ergeben [2].

In dem Experiment wurden 803 Teilnehmer gebeten, zwischen sechs Alternativen, bestehend aus Variationen von Hackfleisch und einer pflanzlichen Mischung zu wählen. Die Produkte trugen kein Klimalabel. Anschließend wurden die Teilnehmer gefragt, ob sie die CO2-Informationen der Produkte wissen wollten oder nicht. 33 Prozent der Teilnehmer sagten nein. Unabhängig von dieser Entscheidung erhielten alle Teilnehmer dann Produkte, die ein Etikett mit CO2-Informationen erhielten. Sie mussten erneut Entscheidungen treffen. 

Das Ergebnis:

  • Die Teilnehmer, die sich für entsprechende CO2-Informationen entschieden haben, reduzierten den Klimafußabdruck durch die neue Produktauswahl um 32 Prozent.
  • Die „Informationsvermeider“ reduzierten insgesamt den Klimafußabdruck um zwölf Prozent.

3. Qualitätsstandard in Öffentlichen Einrichtungen

Kinder sollten schon in der Kita und Schule ein beitragsfreies, gesundes Essen zur Verfügung gestellt bekommen. Das Essen entspricht idealerweise den Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Neben Gesundheit spielt auch der Aspekt Nachhaltigkeit eine Rolle in den Standards. Aber nicht nur in Kitas und Schulen sollte gesundes, nachhaltigeres Essen Standard sein, sondern beispielsweise auch in Krankenhaus- oder Behördenkantinen und Mensen. Finanziert werden könnte das beispielsweise durch Steuergelder.

Alle Maßnahmen findest du in diesem Dokument: Politik für eine nachhaltigere Ernährung

Andere Länder zeigen, wie es gehen kann

Vielleicht fragst du dich jetzt: Ja, aber vielleicht hat sich in den letzten Jahren ja auch schon super viel verändert in Deutschland? Eindeutig: Nein.

In anderen Ländern setzt sich die Politik viel stärker für eine gesündere und nachhaltigere Ernährung ein. Maßnahmen, die woanders längst umgesetzt wurden, werden hier immer noch diskutiert.

Etwa die Zuckersteuer. Länder wie Großbritannien, Finnland, Estland und Portugal haben bereits Süßgetränkesteuern eingeführt. Auch eine verpflichtende Lebensmittel-Ampel, der die Nährwerte bewertet, stand in Deutschland zur Debatte. Was kam? Der freiwillige Nutri-Score! Der bewertet allerdings nur, welche Lebensmittel im Vergleich zu anderen der gleichen Kategorie den günstigeren Nährwert aufweisen. So kann es schon mal sein, dass der Bio-Apfelsaft ein gelbes „C“ bekommt, die Cola light ein grünes „B“.

So kann es nicht weitergehen. Maßnahmen gibt es genug, jetzt muss die Politik endlich handeln!

Bildquelle:

Kea Blum

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