Immer mehr Menschen ist es wichtig zu wissen, woher die Lebensmittel stammen und unter welchen Bedingungen sie angebaut oder produziert wurden. Das gilt für pflanzliche Lebensmittel genauso wie für tierische. Dir auch? Es gibt viele Möglichkeiten, Lebensmittel aus der Region zu kaufen – sei es im Supermarkt, im Bio-Markt, auf Wochenmärkten oder durch Direktvermarktung übers Internet. Warum es sich lohnt, regional einzukaufen, woran du Regionalität erkennst und welche Möglichkeiten es gibt, im Alltag leicht an regionale Lebensmittel zu gelangen, zeigt dir mein Einkaufsguide.

Trend: Regional einkaufen

„Bewusster einkaufen, regionale Erzeuger unterstützen und dabei etwas für den Klimaschutz tun: Das ist für viele wichtiger geworden“, so fasst Bundesernährungsministerin Julia Klöckner die Ergebnisse des aktuellen Ernährungsreports 2021 zusammen. Den Trend zu mehr Regionalität in der Ernährung sieht auch Hanni Rützler, die jährlich einen Food Report mit den aktuellsten Entwicklungen in der Ernährungs- und Gastrobranche herausbringt. Regional, saisonal einkaufen ist laut Rützler ein Thema, das 2022 gefragter denn je sein wird – als Teil eines insgesamt wachsenden Bedürfnisses für Nachhaltigkeit in der Ernährung.

Welche Vorteile hat es, regional einzukaufen?

Es gibt viele Gründe, warum es sich lohnt, regionale Produkte zu kaufen. Hier einige wichtige Punkte:

  • Die Transportwege von regionalen Lebensmitteln sind kürzer. Das wiederum spart viel CO2 im Vergleich zu importierten Produkten, die weite Wege hinter sich haben.
  • Einige Produkte müssen während des Transports zudem gekühlt werden. Je kürzer die Strecken, desto niedriger ist der Energieverbrauch.
  • Kurze Transportwege bedeuten auch mehr Frische. Die Zeit zwischen Ernte und Verkauf ist deutlich geringer als bei importierter Ware.Ein wichtiger Punkt bei Obst und Gemüse ist zudem der Geschmack. Damit Obst und Gemüse weite Transportwege gut überstehen, werden sie meist unreif geerntet. Anders sieht es bei regionalem, saisonalem Obst und Gemüse aus. Durch die kürzeren Transportwege kann es reif geerntet werden. Das Obst und Gemüse schmeckt dadurch viel intensiver.
  • Kaufst du regionales Lebensmittel ein, unterstützt du zudem die lokale Wirtschaft.
  • Regional einkaufen schafft Transparenz. Auf dem Markt oder beim Einkauf in einem Hofladen kannst du direkt mit dem Erzeuger ins Gespräch kommen.

Definition Regional

Was bedeutet es, regional einzukaufen?

Ich lebe in Hamburg und für mich definiert sich regional in Form von Norddeutschland. Am liebsten habe ich natürlich Produkte, die vor den Toren Hamburg erzeugt oder produziert wurden, etwa im Alten Land oder den Vierlanden. Kommen Gemüse oder Eier aus Schleswig-Holstein, ist das für mich aber auch noch regional. Manchmal entdecke ich aber auch Produkte, die als regional beworben werden, die dann aber aus beispielsweise dem Spreewald kommt.

Wie kann das sein? Leider gibt es keine einheitliche Definition für regionale Produkte. Bezeichnungen wie „aus der Region“ oder „von hier“ können von Anbietern frei verwendet werden. Es gibt keine Kriterien, die vorschreiben, dass beispielsweise der Rohstoff eines Lebensmittels nur X Kilometer vom Ort der Verarbeitung entfernt sein darf oder das Lebensmittel nur aus dem Bundesland stammen darf, in dem das Produkt verkauft wird. Für uns Verbraucher kann das ziemlich verwirrend sein.

Dein Regionaler Einkaufs-Guide

Wer wissen möchte, was hinter „aus der Region“ steckt, dem bleibt oft nur, genauer hinzuschauen. Die wenigsten von uns haben dafür aber weder die Zeit noch die Lust, das Kleingedruckte auf Produkten zu lesen oder zu recherchieren, ob das Produkt auch wirklich aus der Region – je nachdem, wie du sie für dich definierst – stammt.

Ich habe dir daher einen kleinen Einkaufs-Guide zusammengestellt, der dir dabei hilft, regionale Lebensmittel im Supermarkt leichter zu erkennen. Zudem zeige ich dir alternative Wege auf, wie du im Alltag unkompliziert regionale Lebensmittel beziehen kannst.

1. Regionale Lebensmittel Im Supermarkt und Bio-Markt:

1.1. Im Supermarkt: Halte ausschau nach dem „RegionalFenster“

 

Vielleicht ist es dir beim Einkaufen schon einmal ins Auge gefallen, das blau-weiße Regionalfenster. Das findest du besonders oft bei Obst und Gemüse. Dabei handelt es sich um ein bundesweit einheitliches Siegel für regionale Lebensmittel, das  die Produzenten freiwillig abdrucken können. Auf dem Siegel steht:

– Wo kommt das Produkt oder Lebensmittel her?

– Wo wurde es verarbeitet?

– Wie hoch ist der regionale Anteil?

Zwar dürfen die Hersteller die Region frei wählen, die sie abdrucken. Diese muss aber klar und eindeutig nachvollziehbar und kleiner als Deutschland sein. Eine Region kann beispielsweise ein Bundesland, ein Landkreis oder eine definierte Region sein – etwa Norddeutschland, „Altes Land“ oder „Rheinhessen“.

Wichtig: Auch in Hamburger Supermärkte liegen manchmal Lebensmittel, die das Regionalfenster tragen, aber aus Bayern kommen. Greife also nicht einfach blind zu, sondern wirf auch beim Regionalfenster einen Blick auf die Herkunft.

Mehr zum „Regionalfenster“ liest du hier.

Regionalfenster

1.2. Im Super- und Bio-Markt: Wirf einen Blick auf das Preisschild

Bio-Märkte haben ein sehr großes Angebot an regionalen Produkten. Aber auch im Supermarkt wird das Angebot regionaler Produkte immer größer. Ist kein Regionalfenster abgedruckt – oder kaufst du im Bio-Markt ein -, wirf einfach einen Blick auf das Preisschild (bei Obst und Gemüse) oder auf das Etikett (bei abgepackten Produkten). Dort muss angegeben sein, woher das Lebensmittel kommt. Einige Supermärkte und Bio-Märkte werben auch bewusst mit gut sichtbaren Schildern wie „Aus der Region“. Das hilft bei der Orientierung. Schau aber auch hier immer noch einmal auf das Etikett oder das Preisschild, wo das Lebensmittel wirklich herkommt. Denn noch einmal: Regional ist kein geschützter Begriff.

2. Kaufe Auf dem Wochenmarkt

Der Wochenmarkt ist der ideale Ort, um regionale Lebensmittel zu kaufen – insbesondere Obst und Gemüse, aber auch Fleisch und Fleischprodukte sowie Eier. Viele Erzeuger aus der eigenen Region haben einen Stand auf Wochenmärkten in der Nähe und vermarkten ihre Produkte dort direkt. Das Angebot an regionalen Produkten ist hier wirklich sehr groß und man bekommt oft auch Gemüsesorten, die es im normalen Supermarkt oft nicht zu kaufen gibt – etwa Mangold (Bild unten).

Doch Vorsicht: Nicht alle Stände verkaufen ausschließlich regionale Ware. Exotisches Obst beispielsweise kommt natürlich nicht aus der Region.

Mein Tipp: Wenn du die ersten Male auf dem Markt unterwegs bist, nimm dir die Zeit und schaue dich in Ruhe um. Wirf einen Blick auf die Beschilderung an den Produkten. Oft steht hier schon, wo die Lebensmittel herkommen. Ist das nicht der Fall, suche ruhig das Gespräch mit den Verkäufern und frage, woher die Produkte kommen. Schon nach kurzer Zeit weißt du, an welchen Ständen du regionale Produkte findest und um welche du lieber einen Bogen machst.

Mangold

3. Besuche Hofläden

Je nachdem, wo du wohnst, kommen auch Hofläden für den Einkauf regionaler Lebensmittel infrage. Besonders größere landwirtschaftliche Betriebe vertreiben ihre Produkte oft auf in eigenen Hofläden. Frischer geht es nicht und oft sind die Produkte auch günstiger als im Laden, da die Zwischenvermarktung wegfällt.

Wichtig: Je größer der Laden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Produkte hinzugekauft wurden. Einige kooperieren mit anderen Landwirten aus der Region. Es kann aber auch sein, dass nicht regionale Lebensmittel angeboten werden. Wenn du dir unsicher bist, frag einfach kurz nach.

Tipp: Wenn du, wie ich, in einer eher städtischen Region lebst, ist der nächste Hofladen natürlich nicht gerade um die Ecke. Für den Alltag ist der regelmäßige Einkauf somit eher ungeeignet. Doch wie wäre es, wenn du beim nächsten Ausflug einfach mal mit einem Besuch in einem Hofladen der Region verbindest? Wir machen das nun schon seit einiger Zeit und möchten die Erfahrungen und das Einkaufserlebnis nicht mehr missen!

4. Nutze Direktvermarktung

Eine andere Möglichkeit, wie sich auch Städter gut mit regionalen Produkten versorgen können, ist die Direktvermarktung. Sprich Erzeuger bieten ihre Produkte ohne Zwischenhändler zum Verkauf an – und zwar über Bio-, Abo- oder Ökokisten. Bequemer kann man wirklich nicht an regionale Lebensmittel kommen. Denn die Bio-, Abo- oder Ökokisten werden ganz bequem einfach bis vor die Haustür geliefert. Ich bekomme selbst alle zwei Wochen eine Bio-Kiste mit regionalem Obst und Gemüse. Ich habe eine Überraschungskiste. Theoretisch kann ich mir aber auch selbst zusammenstellen, was ich gerne an Obst und Gemüse geliefert haben möchte.

Das Angebot unterscheidet sich von Erzeuger zu Erzeuger. Einige bieten nur Obst und Gemüse an, andere auch Milch- und Milchwaren, Brot und Backwaren und/oder Fleisch und Fleischprodukte.  Gib einfach mal bei Google „Regionale Lebensmittel Lieferservice“ in Kombination mit deiner Stadt ein.  Alternativ kannst du auch mal einen Blick auf www.oekokiste.de werfen. Hier sind viele Anbieter deutschlandweit gelistet.

Auch die Solawi, die Solidarische Landwirtschaft, ist eine Form der Direktvermarktung. Die Idee dahinter: Private Haushalte zahlen jährlich im Voraus einen festgesetzten (meist monatlichen) Betrag an den Solawi-Betrieb.  Im Gegenzug wird die Ernte dann unter den privaten Haushalten aufgeteilt. Mehr dazu erfährst du hier.

5. Kaufe auf Online-Marktplätzen ein oder nutze Apps

Derzeit entwickeln sich viele Online-Vertriebswege, über die du regionale Produkte aus deiner Nähe kaufen kannst. Sie sind vergleichbar mit Online-Marktplätzen, über die Erzeuger ihre Produkte verkaufen können. Hier drei Beispiele:

Auch immer mehr Apps sprießen zum Thema regional Einkaufen aus dem Boden. Hier sind zwei Beispiele:

  • Die RegioApp: Über die App kannst du dir anzeigen lassen, wo du regional in deiner Nähe einkaufen kannst. Du kannst dir alle Verkaufsstellen in deiner Region anzeigen lassen oder aber speziell nach Kategorien suchen. Etwa kleine Läden, Hofläden, Dorfläden, Wochenmärkte oder auch nach Produktgruppen. Eine weitere Funktion ist die Suche nach Restaurants, die mit regionalen Produkten kochen.
  • Marktfee: Das ist quasi ein Online-Marktplatz als App-Version. Du kannst bei regionalen Anbietern deine Lebensmittel vorbestellen, online bezahlen und sie dann entweder zu einem ausgewählten Zeitpunkt selbst abholen, die Produkte in deine Nähe (Abholstation) oder sogar nach Hause liefern lassen.

Hinweis: Viele Apps und Online-Angebote stehen noch am Anfang und sind noch nicht so lange auf dem Markt. Dementsprechend kann es sein, dass in deiner Region das Angebot sehr gering ist oder es sogar noch gar kein Angebot gibt.

Bildquellen:

Beitragsbild: unsplash.com/@ Ashley Winkler

Mangold und Pilze: Kea Blum

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