Vegan durch den Januar! Auch 2022 starteten wieder viele Menschen weltweit mit dem Veganuary in das neue Jahr. Zu den häufigsten Gründen, sich vegan zu ernähren, zählen vor allen Dingen ethische Motive. Aber auch aus gesundheitlichen Gründen verzichten viele auf tierische Produkte. Und dann ist da noch der Klimaschutz. Fakt ist: Pflanzliche Lebensmittel belasten das Klima weniger stark als tierische Lebensmittel. Wie klimafreundlich Vegan aber tatsächlich ist, steht und fällt mit der Lebensmittelauswahl.

Die Sache mit den tierischen Lebensmitteln

Laut Thünen Institut macht der Anteil der Ernährung in Deutschland etwa 19 Prozent aller Treibhausgase aus (Vom Acker bis zum Teller). Davon fallen 54 Prozent auf tierische Produkte zurück [1]. Der WWF kommt laut eigenen Berechnungen auf etwas höhere Zahlen. Etwa 25 Prozent des Klimafußabdrucks einer in Deutschland lebenden Person sind auf die Ernährung zurückzuführen. Der Anteil tierischer Produkte liegt bei 69 Prozent. Dazu zählen neben Fleisch auch Milch und Milchprodukte [2].

Hinweis: Fleisch als Klimakiller – so lautet der allgemeine Tenor. Das ist mir jedoch oft nicht differenziert genug betrachtet. Was hierbei z. B. oft nicht berücksichtigt wird, sind Faktoren wie die Art des Fleisches und auch die Fleischproduktion. Hühnerfleisch und Schweinefleisch sind klimafreundlichere Varianten als Rindfleisch [2]. Auch macht es einen Unterschied, ob eine Kuh nur für Milch oder auch für ihr Fleisch gehalten wird und welches Futter die Tiere erhalten (Stichwort Soja aus Übersee). Es gibt viele weitere Faktoren, die beeinflussen, wie klimaschädlich Fleisch tatsächlich ist. Und das soll sicher kein Freifahrtschein für Fleisch aus Massentierhaltung bzw. hohen Fleischkonsum allgemein sein. Fakt ist, tierische Lebensmittel haben einen höheren CO2-Fußabdruck als pflanzliche. Was ich damit jedoch zeigen möchte ist, dass pauschale Aussagen wie „Fleisch als Klimakiller“ immer differenziert betrachtet werden müssen.

Lachgas und Methan sind sehr klimaschädlich

Besonders bei der intensiven Tierhaltung entstehen große Mengen an den Treibhausgasen Lachgas und Methan. Sie sind um einiges klimaschädlicher als CO₂ (Lachgas fast 300-mal, Methan fast 23-mal). 

Aber auch beim Einsatz von stickstoffhaltigen Düngemitteln entsteht Lachgas. Denn Pflanzen können nur einen Teil des Stickstoffs aufnehmen. Der Rest gelangt in den Boden. Dort entsteht Lachgas, das in die Atmosphäre entweicht.

 

Die Wahl der Lebensmittel ist entscheidend

Fakt ist: Allein schon durch den Verzicht auf tierische Produkte zählt die vegane Ernährung zu den klimafreundlicheren Ernährungsformen. Wie klimafreundlich sie aber tatsächlich ist, hängt davon ab, welche pflanzlichen Lebensmittel wir auswählen und in welchen Mengen wir diese essen.

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Klimafreundlicher vegan: so geht’s!

Hier kommen ein paar Tipps, wie Du Deine vegane Ernährung noch klimafreundlicher gestaltest:

  • Bevorzuge regionales, saisonales Obst und Gemüse aus Freilandanbau (Keine beheizten Gewächshäuser!). Tipp: Eine gute Orientierung bieten Dir Saisonkalender. Einfach Saisonkalender in Kombination mit dem Monat, in dem Du Dich gerade befindest, in eine Suchmaschine eingeben. Schon weißt Du, welches Obst und Gemüse in Deutschland gerade Saison hat.
  • Ergänze Deine Ernährung um so wenig importierte Lebensmittel wie möglich. Je kürzer die Transportwege, desto besser.
  • Greife so oft es geht zu Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft.
  • Koche mit wenig Fertigprodukten.
  • Achte auch darauf, möglichst wenig Verpackungsmüll zu produzieren.

Klimafreundlich vegan: so geht es nicht!

Ich möchte noch einmal betonten: Wer sich vegan ernährt, isst schon sehr klimafreundlich. Doch wer häufig zu Fertigprodukten und importierten, konventionell angebauten pflanzlichen Lebensmitteln greift, schmälert den positiven Effekt deutlich.

Das möchte ich anhand eines fiktiven Beispiels verdeutlichen. Um Dich in das richtige Setting zu bringen: In meinem Beispiel ist Winter. Die Mehrheit der ausgewählten Lebensmittel stammen aus konventioneller Landwirtschaft.

Hinweis: Bei vielen Veganern sieht die Ernährung natürlich nicht so aus, wie in dem Beispiel. Ich habe es bewusst etwas zugespitzt. Aber es verdeutlicht ganz gut, welchen Einfluss die Lebensmittelauswahl hat.

1 Tag vegan

Starten wir morgens beim Frühstück. Es gibt Müsli mit Haferflocken, Chiasamen, jede Menge Nüssen und Kokosjoghurt. Als Topping gibt es Mango und frische Beeren. Dazu trinkst Du einen Kaffee. Vormittags überkommt Dich dann der kleine Hunger und Du greifst zur Nussmischung. Zum Lunch gibt es eine Quinoa-Bowl, u. a. mit Avocado, Ananas und ein paar Kichererbsen. Abends brätst Du dir ein veganes „Schnitzel“. Dazu gibt es einen Tomaten-Gurken-Salat mit einer veganen Feta-Alternative.

Was macht diesen Speiseplan weniger klimafreundlich?

1. Viele importierte Lebensmittel

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Kokosjoghurt, Chiasamen, Nüsse, Mango, Beeren, Kaffee, Quinoa, Avocado, Ananas, Kichererbsen, Tomaten und Gurke – viele Obst- und Gemüsesorten wachsen schlichtweg nicht in Deutschland (bzw. nicht das ganze Jahr über, Stichwort: Beeren, Tomaten und Gurken). Das gilt übrigens auch für viele Hülsenfrüchte und Nüsse. Sie werden oft aus Südeuropa, den USA, Asien und Südamerika importiert.

Der Transport per Flugzeug verursacht je Tonne Lebensmittel und Kilometer bis zu 90-mal mehr Treibhausgase als der Transport per Schiff!

Viele dieser importierten pflanzlichen Lebensmittel werden zudem in Regionen angebaut, in denen oft eh schon Wasserknappheit herrscht. Für die Bewässerung kommt häufig sogenanntes blaues Wasser zum Einsatz. Das stammt aus Grundwasser, aber auch aus Flüssen und Seen. Das facht die Wasserknappheit vor Ort weiter an.

Schon gewusst? Geschälte Mandeln verbrauchen nach Pistazien weltweit am meisten blaues Wasser im Anbau. Etwa 80 Prozent der weltweit verkauften Mandeln stammen aus Kalifornien.

2. Viele stark verarbeitete Lebensmittel

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In meinem Beispiel gibt es ein veganes „Schnitzel“ und eine vegane Feta-Alternative. Für die Produktion werden viele verschiedene Rohstoffe benötigt, die teilweise auch von weit her transportiert werden müssen. Die Basis für Fleischersatzprodukte bilden in der Regel Hülsenfrüchte wie Bohnen und Erbsen. In veganem Feta etwa steckt oft zudem auch Kokosfett aus Asien. Für die Produktion selbst wird dann u. a. viel Energie benötigt. Etwa für die Kühlung, das Licht, das Betreiben von Maschinen u. s. w. Natürlich muss dann das fertige „Schnitzel“ oder die vegane Feta-Alternative auch nach der Produktion weiter gekühlt werden. In erster Linie gelangen die Produkte dann per LKW in die Supermärkte und Bio-Läden. Und dann ist da noch die Frage, wie wir die Lebensmittel nach Hause transportieren. Das Auto ist aus Klimaaspekten die ungünstigere Wahl im Vergleich zum Fahrrad oder dem Einkauf zu Fuß. Zudem fällt bei Fertigprodukten tendenziell mehr Verpackungsmüll an.

3. Viele Lebensmittel aus konventioneller Landwirtschaft

Mehr:

Wenn wir von klimafreundlich Vegan sprechen, dann müssen wir uns auch anschauen, unter welchen Bedingungen die pflanzlichen Lebensmittel angebaut werden. Die ökologische Landwirtschaft hat gegenüber der konventionellen Landwirtschaft die Nase vorn, wie Studien zeigen. [3] [4] Das liegt u. a. daran, dass bei ökologischer Landwirtschaft keine chemisch-synthetischen Pestizide und mineralische Dünger eingesetzt werden dürfen. Diese verbrauchen in der Herstellung sehr viel Energie. Zudem entsteht beim Abbau des Düngers klimaschädliches Lachgas. [5]
Wichtig: Eine Ernährung, die aus vielen importierten Lebensmitteln, Fertigprodukten und konventionellen Lebensmitteln besteht, wirkt sich immer ungünstiger auf das Klima aus. Auch bei einer vegetarischen oder omnivoren Ernährung (alle tierischen Produkte). Ich möchte in diesem Artikel aber nicht verschiedene Ernährungsformen vergleichen, sondern aufzeigen, wie es speziell bei der veganen Ernährung aussieht.

Nachhaltigkeit bedeutet mehr als klimafreundlich

Bei einer nachhaltigen Ernährung spielen neben dem Aspekt Umwelt auch die Dimensionen Gesundheit, Soziales und Tierwohl eine Rolle. Wie fair sind die Lebensmittel produziert? Wie gesund ist die Ernährungsweise für uns? Wenn Du tierische Produkte isst, dann ist auch Tierwohl ein Thema. In diesem Artikel bin ich näher auf die vier Dimensionen eingegangen.

Quellen:

[1] J. Grünberg et al. (2010): Treibhausgasbilanzierung von Lebensmitteln (Carbon Footprints): Überblick und kritische Reflektion, Abgerufen von: https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/bitv/dn046465.pdf (Stand 24.1.2022)

[2] WWF (2021): Der kulinarische Kompass, Abgerufen von: https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/kulinarische-kompass-klima.pdf (Stand 24.1.2022)

[3] Rahmann, G. (2010): Impact of organic farming on global warming – recent scientific knowledge. Proceeding of the International Conference on Organic Agriculture in Scope of Environmental Problems. 03–07 February 2010 in Famagusta, Türkei.

[4] Osterburg et al. (2009): Erfassung, Bewertung und Minderung von Treibhausgasemissionen des deutschen Agrar- und Ernährungssektors. Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Braunschweig, Hamburg und Trenthorst.

[5] Hülsbergen, K.-J. und Rahmann, G. (Hrsg.) (2012): Klimawirkungen und Nachhaltigkeit ökologischer und konventioneller Betriebssysteme – Untersuchungen in einem Netzwerk von Pilotbetrieben. Projektbericht. Verbundprojekt gefördert durch das BÖLN und Mittel der nationalen Klimaberichterstattung.

Bildquelle:

Followtheflow/Depositphotos.com

Danke Vegan Podcast

Klimafreundlich vegan – auch zum Hören!

 

Ich durfte für den Podcast „Danke Vegan“ eine Folge zum Thema klimafreundlich vegan essen aufnehmen. Höre doch mal rein!

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