Wusstest du, dass in Deutschland 25 Prozent der Treibhausgas-Emissionen im Bereich Ernährung entstehen? [1] Als ich diese Zahl das erste Mal gehört habe, ist mir fast die Spucke weggeblieben. Dann habe ich mir gedacht: Was könnten wir alles bewegen, wenn jeder von uns seine Ernährung nur ein wenig nachhaltiger gestaltet? Damit wir etwas ändern können, müssen wir natürlich erst einmal wissen, was eine klimafreundliche Ernährung überhaupt ausmacht. Ich gebe dir die wichtigsten Grundlagen an die Hand: Eine leicht verständliche Definition des Begriffs nachhaltige Ernährung und 7 Grundsätze, mit denen du sofort klimafreundlicher essen kannst!

Definition nachhaltige Ernährung

Die FAO definiert eine nachhaltige Ernährung wie folgt: Das übergeordnete Ziel einer nachhaltigen Ernährung ist, die Ernährung der heutigen aber auch der zukünftigen Generationen zu sichern. Eine der wichtigsten Punkte bei der Umsetzung ist, die Auswirkungen auf die Umwelt so gering wie möglich zu halten. Ganz verschiedene Bereiche sind dabei gefragt. Die landwirtschaftliche Produktion, Verarbeiter, Vermarkter, der Einzelhandel und natürlich wir als Endverbraucher. Eine nachhaltige Ernährung schützt aber nicht nur die biologische Vielfalt und Ökosysteme. Sie zeichnet sich auch dadurch aus, dass sie gesund, also ernährungsphysiologisch wertvoll, für alle zugänglich und wirtschaftlich tragbar ist.

Ich fasse zusammen:

Eine nachhaltige Ernährung umfasst die Bereiche Umwelt, Gesundheit, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Sie trägt dazu bei, die Ernährung der heutigen und auch der zukünftigen Generationen zu sichern.

Basics: klimafreundliche Ernährung

Die Definition einer nachhaltigen Ernährung kennst du nun. Jetzt geht es an die Praxis! Wie ernähre ich mich denn nun möglichst klimafreundlich? Hier kommt das absolute Grundgerüst:

  • Ernähre dich überwiegend pflanzlich.
  • Bevorzuge ökologisch, regional, saisonal und fair produzierte Lebensmitteln.
  • Idealweise sind die Lebensmittel gar nicht oder nur gering verarbeitet.

7 Grundsätze einer nachhaltigen Ernährung

(nach Dr. Karl von Koerber)[2][3]

1. Weniger Fleisch

Eine positive Nachricht zu Beginn: Der Fleischkonsum geht in Deutschland zurück. Dennoch ist er immer noch auf einem hohen Niveau. 2021 hat jeder von uns durchschnittlich 55 kg Fleisch gegessen. Hinzu kommt, dass weltweit der Fleischhunger steigt. 40 Prozent der ernährungsbedingten Klimagase (Treibhausgase) gehen auf das Konto von Fleisch und Fleischerzeugnissen. Besonders die Produktion von Futtermitteln haut rein. Denn der Flächenbedarf ist enorm. Hinzu kommt der hohe Wasserbedarf für den Futtermittelanbau: Für 1 kg Rindfleisch werden etwa 15.000 l Wasser benötigt. [3]

 Mein Tipp:  Versuche weniger Fleisch zu essen, dafür mehr pflanzliche Lebensmittel. Und wenn Fleisch, dann nur aus ökologischer Landwirtschaft aus der Region.

2. Bio-Lebensmittel bevorzugen

Ökologisch erzeugte Lebensmittel belasten die Umwelt weniger als konventionell erzeugtes Obst, Gemüse und Co. Entsprechende Betriebe verbrauchen 40 bis 50 Prozent weniger an Energie als konventionelle. Gleiches gilt für die Menge an klimaschädlichen Treibhausgasen. Das größte Einsparpotenzial in der ökologischen Landwirtschaft ist aber ein ganz anderer. Und zwar der Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide und Mineraldünger. Denn für die Produktion wird sehr viel Energie benötigt. Zudem setzt der Einsatz Lachgas frei, ein sogenanntes Treibhausgas.

Ein weiterer Aspekt ist, dass ökologische Landwirtschaft die Artenvielfalt und Bodenfruchtbarkeit fördert. Artenvielfalt beschreibt ganz einfach gesagt die Vielfalt der Ökosysteme und Landschaft. Bodenfruchtbarkeit hat damit zu tun, wie hoch der Ertrag auf den Feldern ist.

 Mein Tipp:  Greife zu Produkten und Lebensmitteln aus biologischem Anbau. Du erkennst sie am EU-Bio-Logo und Bio-Siegel.

EU Bio-Logo
Bio-Siegel

3. Regional und saisonal einkaufen

Wenn wir Lebensmittel aus der Region kaufen, sind die Transportwege sehr kurz. Das wiederum verbraucht weniger Energie und Rohstoffe. Im Sommer beispielsweise wachsen Erdbeeren auf heimischen Feldern, im Winter nicht. Wer also im Winter Erdbeeren kauft, dem sollte bewusst sein, dass diese oft weite Wege hinter sich haben. Häufig kommen sie aus Südamerika. Sich saisonal zu ernähren hat aber noch einen weiteren Vorteil aus Sicht des Klimaschutzes. Das Obst und Gemüse wächst meist im Freiland und nicht in beheizten Gewächshäusern. Auch das spart Energie.

Mein Tipp:  Entdecke die Vielfalt regionaler, saisonaler Lebensmittel. Schaue dich einfach mal im Supermarkt oder auf dem Wochenmarkt um, welches Obst und Gemüse aus deiner Region kommt. Versuche dich ruhig auch mal an Produkten, zu denen du sonst nicht greifst. Passende Rezeptideen findest du hier.

4. Möglichst frische und wenig verarbeitete Lebensmittel

Je stärker Lebensmittel verarbeitet sind, desto mehr Energie wird verbraucht. Hinzu kommt, dass meist jede Zutat einzeln zum Produktionsort gefahren wird. Dadurch steigt der Schadstoffausstoß. Vor Ort müssen die Zutaten dann oft kühl gelagert werden. Auch das kostet Energie. Ein weiterer Aspekt ist der Wasserverbrauch, der für die Produktion notwendig ist.

Mein Tipp:  Greife öfter zum Kochlöffel und bereite dir deine Gerichte lieber selbst zu. Das spart nicht nur Energie. Du weißt auch genau, was in deinem Essen ist! Wer zudem mehr kocht, wird das auch im Geldbeutel merken. In meiner Rezept-Rubrik findest du viele Gerichte mit saisonalen Zutaten.

5. Verpackungsmüll reduzieren

Warum sind Auberginen einzeln in Plastik eingepackt? Oder Bananen in Schutzhülle, obwohl sie von Natur aus eine Schale haben? Und dann die kleinen Plastikbeutel im Supermarkt, in denen man das Obst und Gemüse extra einpacken kann. Plastik ist eines der beliebtesten Verpackungsmaterialien. Doch es ist auch eins, das der Umwelt am stärksten schadet. Zum einen ist da natürlich der ganze Müll. Zum anderen verbraucht die Herstellung von Plastik hohe Mengen an Rohstoffen und Energie.

Mein Tipp:  Achte beim Einkauf darauf, dass möglichst wenig Verpackungen im Einkaufswagen landen. Verzichte auf Plastikbeutel und bringe lieber deine eigenen Beutel mit, etwa aus Jute. Es gibt auch spezielle Gemüsesäckchen, die du immer und immer wieder verwenden kannst. Oft aber braucht es gar keine extra Tüte, wie ich finde! In normalen Supermärkten und Bio-Märkten können wir (noch) aber nicht ganz auf Plastik als Verpackung verzichten. Denken wir nur mal an Müsli, Nudeln und Co. Wer ganz auf Verpackungen verzichten möchte, für den sind Unverpacktläden super Adressen!

6. Fair gehandelte Produkte bevorzugen

Was zeichnet einen fairen Handel aus? Die Lebensmittelpreise sind hoch genug, um die Existenz der Erzeuger, Verbarbeiter und auch der Händler zu sichern. Und aus Sicht des Umweltschutzes? Fair gehandelte Lebensmittel und Produkte müssen unter bestimmten Umweltschutzauflagen (etwa Trinkwasserschutz) hergestellt werden. Zudem dürfen beim Anbau von Fairtrade-Obst und -Gemüse nur wenig bis keine Pestizide zum Einsatz kommen.

Mein Tipp:  Greife besonders bei Genussmitteln lieber zu fair gehandelten Produkten. Also bei Kaffee, Kakao, Tee und Schokolade. Eine gute Orientierung bietet das Fairtrade-Siegel.

7. Genussvoll und gesund

Nun kommen wir zu einem meiner Highlights beim Thema nachhaltige Ernährung: der Geschmack! Genuss ist der Schlüssel für eine dauerhafte Ernährungsumstellung. Wer frisches Obst und Gemüse aus der Region isst, merkt schnell, dass die meisten Produkte viel intensiver schmecken. Das allein ist schon ein Grund, öfter regional einzukaufen. Ein weiteres Plus: Wenn du mehr pflanzliche, unverarbeitete Lebensmitteln aus regionalem und saisonalem Anbau isst, tust du auch deiner Gesundheit etwas Gutes! Ich widme diesem Thema immer wieder Artikel auf meinem Blog Nutri Agent.

Mein Tipp:  Sei offen für neue Geschmäcker und Lebensmittel, die bisher sonst eher nicht so auf deinem Speiseplan stehen. Schaue dich einfach mal auf dem Wochenmarkt um und halte Ausschau nach regionalem Obst und Gemüse.

Quellen:
[1] Wissenschaftlicher Beirat Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlicher Verbraucherschutz und Wissenschaftlicher Beirat Waldpolitik beim BMEL (2016). Klimaschutz in der Land- und Forstwirtschaft sowie den nachgelagerten Bereichen Ernährung und Holzverwendung. Abgerufen von  https://www.grassland-organicfarming.uni-kiel.de/de/aktuelles/Gutachten%20Klimaschutz%20WBAE%20und%20WBW.pdf

[2] Koerber, K. (2020). UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung. Abgerufen von https://www.nachhaltigeernaehrung.de/fileadmin/Publikationen/Ernahrung_im_Fokus_1-2020_-_Koerber_Cartsburg_-_UN-Ziele_fuer_nachhaltige_Entwicklung___Literatur.pdf

[3] Koeber, K (2014). Fünf Dimensionen der Nachhaltigen Ernährung und weiterentwickelte Grundsätze – Ein Update. Abgerufen von: https://www.nachhaltigeernaehrung.de/fileadmin/Publikationen/aid_eif_Nachhaltige_Ernaehrung_Koerber_09-2014__Lit.pdf

Bildquellen:

Beitragsbild: unsplash.com/@ Markus Spiske

EU-Bio-Logo: Europäische Komission

Bio-Siegel: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)

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